Immer wieder höre ich diese Aussage: wir sind soo unterschiedlich! Was wäre denn wenn wir nicht unterschiedlich wären? Möchten Sie mit einer Person zusammenleben, die genau so ist wie Sie selbst? Wenn wir in das Bild tiefer hineingehen, wird uns in der Regel schnell deutlich, dass das nicht die ideale Lösung wäre. Das wäre einfach zuviel vom Gleichen, zu einseitig. Gerade die Unterschiedlichkeit ist es ja, die uns am Anfang zueinander hingezogen hat. Was wir in der Verliebtheitsphase aufregend oder beruhigend fanden, finden wir jetzt nervig. Denn Unterschiedlichkeit bedeutet, dass wir unterschiedliche Bedürfnisse haben. Der Andere ist tatsächlich ganz anders als ich selbst. Wir denken allerdings aus unserer eigenen Welt heraus und haben kein Verständnis dafür, dass das Gegenüber andere Vorlieben und Wünsche hat, sich anders auf die Welt bezieht. Unsere eigene mentale Welt kommt uns vor, als wäre diese die Realität. Wir empfinden das Verhalten des Partners/der Partnerin als "falsch", weil wir die Welt auf eine bestimmte Weise betrachten und die erscheint uns als "richtig".
Die Partnerschaft kann uns dabei helfen, wirklich tolerant zu werden. Wir glauben, wir sind tolerant? Damit meinen wir in der Regel unsere Toleranz bei Dingen, die uns nicht direkt betreffen wie unterschiedliche Glaubensrichtungen, Herkunft etc.. Doch wie tolerant sind wir wirklich, wenn die Partnerin sehr viel Wert auf vegetarisches Essen legt und ich selbst gerne Fleisch esse? Oder der Partner am liebsten Dokumentarfilme schaut, die ich langweilig finde? Und das sind ja noch die einfacheren Sachen. Wie sieht es aus, wenn der Partner nicht über seine Gefühle reden mag und die Partnerin wenig Verlangen nach Sex hat? Die Lösung ist nicht, alles hinzunehmen. Doch wenn ich die Unterschiedlichkeit insofern als Problem sehe, als dass mein Gegenüber nicht so funktioniert wie ich und an die angebliche " Vernunft" appelliere, finde ich keinen Zugang zu ihm/ihr und der Andere/die Andere macht zu, geht in den Widerstand. Das Geheimnis ist die Antwort auf die Frage: wie erreiche ich meinen Partner/meine Partnerin am besten, damit echte Kooperation entstehen kann? Erst wenn es Beide attraktiv finden, sich zu öffnen, sind sie bereit, sich der Unterschiedlichkeit hinzugeben und davon zu profitieren statt sie zu bekämpfen. Denn Unterschiede sind an sich sehr bereichernd, wir haben dann viel mehr zusammen als jede/r für sich.